Jetzt bist du bereits 5 Jahre alt, wo ist die Zeit nur geblieben?
Deine Schwangerschaft war echt nicht immer leicht für mich. Zuerst wurde ich mit Übelkeit geplagt und kurz später mit immer wieder starken Kopfschmerzen. Es kamen immer mehr Ödeme
(Wassereinlagerungen) hinzu. Zusätzlich erhöhte sich mein Blutdruck immer mehr. Bei einer Kontrolluntersuch wurden Eiweisskomponente im Urin festgestellt. Es folgten weitere Abklärungen und
das war der Beginn einer Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung).
Ab sofort wurde ich engmaschig von der Frauenärzin und vom Spital kontrolliert. Der hohe Blutdruck und das schon fast ständige Kopfweh belasteten mich immmer mehr.
Deshalb wurde ein paar Wochen vor deinem eigentlichen Geburtstermin entschieden, dass wir dich mit einer Einleitung auf die Welt locken. Diese Einladung hast du sofort angenommen und ich hatte
eine unglaublich schnelle Geburt. Ja schon fast zu schnell, da mich die diensthabende Hebamme überhaupt nicht ernst genommen hat. Wir fühlten uns alleine gelassen. Die Wellen begannen um den
Mittag, ich grösseren Abständen und ganz sanft. Ich ging ganz viel spazieren damit du den Weg auf die Welt leichter findest. Die Zeit verging schnell und am Abend hatte ich dann ganz plötzlich
einen Blasensprung. Da ich in einem Geburtsvorbereitungsraum war begaben wir uns in ein Geburtszimmer. Ich fühlte sofort, dass du jetzt auf die Welt willst und teilte das der
Hebamme mit. Sie war jedoch wenig beeindruckt und sass an ihrem PC und fragte mich irgendwelche Fragen, die ich schon gar nicht mehr weiss. Erneut mache ich darauf aufmerksam, dass ich das Gefühl
habe ich müsse mit schieben. Nur knapp 30 Minuten nach dem Blasensprung durfte ich dich zu mir hoch nehmen. Und ich fühlte mich bestätigt, dass ich meinen Körper wahrgenommen habe und ich mich
auf meine Gefühle verlassen konnte. Und dennoch war ich enttäuscht von der Hebamme, dass sie einfach nur kalt und herzlos war.
Ich wünsche jeder Familie eine Hebamme, die auf Fragen eingeht, die Gefühle ernst nimmt, die euch motiviert, die liebevoll ist, die auf die Wortwahl achtet, die einfühlsam ist, die einfach für
euch da ist.
Mir ist auch klar, dass im ganzen Gesundheitssystem oft die Zeit fehlt und eine 1:1 Betreuung durch eine Hebamme oft nicht möglich ist. Ganz viele Hebammen müssen mehrere Geburten gemeinsam
meistern und geben ihr bestes.
Vielleicht hat mich auch diese Geburt ein bisschen geprägt und ich habe deshalb die Ausbildung zur Doula absolviert, damit ich anderen Familien eine Stütze sein kann und in Zusammenarbeit mit den
Hebammen die Familien liebevoll begleiten darf.
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